
Giora Feidman wurde 1936 als Sohn jüdischer Einwanderer aus Bessarabien (Moldawien) in Argentinien geboren. Wie Hunderttausende anderer Juden zieht es auch ihn in den neu gegründeten Staat Israel. 1956, mit 21 Jahren, verlässt er Buenos Aires und erreicht nach einer langen Schiffsreise Haifa. Er hat einen Vertrag mit dem Israel Philharmonic Orchestra in der Tasche, den ihm der Dirigent Paul Kletzki vermittelt hat. 18 Jahre lang wird er Mitglied des Orchesters bleiben. In dieser Zeit tritt er auf den Welttourneen des IPO in nahezu allen wichtigen Konzertsälen auf, unter so großen Dirigenten wie Leonard Bernstein, Raffael Kubelik oder Zubin Mehta.
Die über Jahrhunderte weitergegebene Musik der emigrierten osteuropäischen Juden vermischte sich mit jener der Gastländer: in den USA mit dem Jazz, in Argentinien mit dem Tango. All diese klanglichen Varianten treffen im jüdischen Staat aufeinander und vermengen sich aufs Neue, auch mit arabischen Elementen. Sie werden zu Liedern eines Volkes, das wieder Volk sein darf, doch seine Identität erst finden muss. Giora Feidman taucht tief ein in diesen „Jewish Soul“, nimmt Einflüsse auf und entwickelt sie in seinen Interpretationen weiter.
Zu Beginn der 70er Jahre verlässt Feidman das Israel Philharmonic Orchestra und gibt im Ausland Klezmer-Konzerte. Und die Welt hört ihm zu – zum Erstaunen vieler, die diese Volksmusik als nicht salonfähig betrachteten. Er erobert mit seinen Klezmer-Interpretationen von London bis Tokio die Bühnen der Welt. 1985 erscheint seine erste LP mit dem „Viva El Klezmer“, im Lauf der Jahre werden es mehrere Dutzend. Längst reicht ihm die Konzertbühne nicht mehr. Immer wieder wirkt er in Theaterstücken, Musicals, Opern und Filmen mit. Zusammen mit Itzhak Perlman spielt er die Musik zu Steven Spielbergs Holocaust-Film „Schindlers Liste“ ein, die 1994 mit dem „Oscar“ ausgezeichnet wird. Er tritt in „Comedian Harmonists“ auf und in „Jenseits der Stille“. 1995 macht er mit der Neuvertonung des Stummfilm-Klassikers „Golem“ Furore und 2005 mit seinem Stück „Nothing But Music“, einer Inszenierung in zehn poetischen Bildern.
Mit all diesen Projekten ist der Musiker Giora Feidman zum Botschafter geworden, der Brücken zwischen Völkern und Kulturen baut. Heute ist der Virtuose Feidman eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte. 2001 verleiht man ihm in Berlin in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden das Große Bundesverdienstkreuz am Bande.
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